Premiere in Stade: Der Fußballverband begegnet dem Thema Schiedsrichtermangel mit einem neuen Lehrgang nur für Frauen. Wer wann mitmachen kann.
Ab dem 3. Mai können sich Interessierte ab zwölf Jahren in der Schiedsrichterei ausbilden lassen. Als Referentin für den Lehrgang hat Anna-Lena Göben zugesagt. Sie wird den Teilnehmerinnen spielerisch das theoretische Wissen vermitteln, sie ganz individuell auf die Prüfung vorbereiten und einige Tipps aus der Praxis geben.
Im vergangenen Jahr stieg Göben als Schiedsrichterin in die Frauen-Oberliga und als Assistentin in die Frauen-Regionalliga auf. Zudem wurde Göben Schiedsrichterin des Jahres. Kreis-Schiedsrichter-Lehrwart Marvin Hauschild, der in der Regel die Neulinge ausbildet, freut sich „auf unsere Spitzenschiedsrichterin“.
Schiedsrichterinnen im Kreis Stade haben sehr gute Aufstiegsmöglichkeiten
Hervorzuheben sei, so der NFV, dass die Aufstiegschancen für den weiblichen Schiri-Nachwuchs „sehr gut sind“. Die Zahl der Schiedsrichterinnen ist gering. Das führt dazu, dass eine Vielzahl von Spielen im Frauen-Spielbetrieb mit männlichen Schiedsrichtern besetzt werden müssen. An dieser Stelle will der NFV entgegenwirken. „Wer motiviert ist, selbst Spiele im Frauen-Bereich zu leiten, dranbleibt und offen dafür ist, sich weiterzuentwickeln, wird vielleicht schon bald bei Anna-Lena im Gespann sein oder selber die Möglichkeit bekommen sich für die Frauen-Oberliga zu qualifizieren“, wirbt der NFV-Kreis Stade.
Die Abschlussprüfung findet am 23. Mai in Stade statt. Insgesamt müssen fünf Termine wahrgenommen werden. Interessierte Mädchen und Frauen können sich unter nfv-kreis-stade.de anmelden.
DFB ruft Jahr der Schiris aus
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat offiziell das „Jahr der Schiris“ eröffnet. Die Initiative soll in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden den Fokus auf eine der größten Herausforderungen im deutschen Fußball lenken. Los geht es mit einer besonderen Aktion: Am nächsten Sonnabend, 25. März, schlüpfen die beiden Bundesliga-Profis Nils Petersen (SC Freiburg) und der aus Buchholz stammende Anton Stach (FSV Mainz 05) in eine neue Rolle und leiten als Referees das Spiel der Bezirksliga Rheinhessen zwischen dem VfR Nierstein und TSV Mommenheim.
Petersen und Stach, die jeweils eine Halbzeit pfeifen sollen, werden bei ihrem Perspektivwechsel von zwei Schiri-Assistent:innen aus dem Amateurbereich unterstützt. Bundesliga-Schiedsrichter Deniz Aytekin wird als Beobachter vor Ort sein. Die Aktion läutet eine Phase ein, die bis Jahresende mit verschiedenen kleineren und größeren Maßnahmen, vor allem mit Hilfe der Bezirke, Kreise und lokalen Schiri-Gruppen das Thema Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter öffentlich in den Mittelpunkt rücken und Verbesserungen einleiten soll.
Die Zahl der Unparteiischen in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. Den Amateurfußball stellt das zunehmend vor Probleme. Diesem Trend wollen der DFB und seine Landesverbände nun wahrnehmbarer und wirkungsvoller entgegenwirken. Das Jahr der Schiris steht dabei unter dem Leitsatz: „Liebe den Sport. Leite das Spiel.“
Ronny Zimmermann, 1. DFB-Vizepräsident Amateure und zuständig für die Schiedsrichter, erklärt: „Ziel ist es, einen Diskurs anzustoßen, stärker zu sensibilisieren und in allen Bereichen ein höheres Verantwortungsbewusstsein für das Thema zu schaffen. Vor allem die Vereine müssen endlich erkennen, dass sie sich um die Schiris kümmern müssen und dies nicht allein Sache der Verbände ist.“ Zimmermann weiter: „Wir sind nicht blauäugig. Wir werden die Welt nicht in wenigen Monaten komplett verändern können bei einer Problemstellung, die schon länger besteht. Aber es soll ein erster wichtiger Schritt sein, die Schiris enger in die Fußballfamilie zu integrieren und auch in der gelebten Praxis als das zu begreifen, was sie sind: integraler Bestandteil des Spiels, unverzichtbarer Partner für Spieler und Trainer, wichtige Mitglieder der Vereine.“
Eine aktuelle Umfrage im Amateurfußball-Barometer unterstreicht die vielen positiven Seiten des Schiedsrichterwesens. 84 Prozent der Unparteiischen, die an der Umfrage teilgenommen haben, nennen den Spaß an ihrer Tätigkeit als größte Motivation, 79 Prozent die sportliche Betätigung. 75 Prozent schätzen es besonders, aktiver Teil des Fußballs zu sein. Hinzu kommen die Mehrwerte für die Persönlichkeitsentwicklung. Gefördert werden aus Sicht der betroffenen Zielgruppe vor allem die Entscheidungskompetenz, der Umgang mit Menschen und das Selbstvertrauen.
Die allgemeine Wahrnehmung rund um Schiedsrichter*innen ist allerdings häufig von negativen Aspekten geprägt. In der Umfrage werten 85 Prozent der aktiven Schiris den mangelnden Respekt von Zuschauern als Problem, 79 Prozent vermissen ebenso bei Spielern und Trainer Respekt und Wertschätzung. Auch von den Personen, die nicht als Unparteiische tätig sind, gaben bei der Umfrage rund 80 Prozent an, dass sie bereits negative Erfahrungen mit respektlosem Verhalten gegenüber Referees gemacht haben. Insgesamt nahmen an der Umfrage fast 8.000 Personen teil, knapp 39 Prozent davon aktive Referees.
„Wir müssen den Umgang miteinander im Fußball gemeinsam beleuchten und benötigen einen stärkeren Schulterschluss aller Beteiligten, um die Schiedsrichter:innen nachhaltig zu stärken und eine Trendwende einzuleiten. Hierzu gehören Offizielle, Trainer, Spieler, aber auch die Schiris selbst. Es geht nicht darum, mit dem Finger aufeinander zu zeigen. Gegenseitiges Verständnis ist der Schlüssel – auch in der Frage, wie man Gewaltvorfällen entgegenwirkt. Alle müssen sich stärker füreinander öffnen und aufeinander zugehen, im Sinne unseres Sports“, sagt Ronny Zimmermann. (st)
Quelle: Stader Tageblatt