Wiedersehensfreude erfolgreicher Jugendfußballer: Spieler der A-Jugend des VfL Stade, die 1995 in die Regionalliga als der höchsten deutschen Spielklasse aufgestiegen war, trafen sich 2018 zu einer Feier. Mit dabei (hinten links): Jörn Augustin. Die erfolgreiche Zeit währte nur kurz. Im ersten Jahr entging das Team nur knapp dem Abstieg. Im letzten Saisonspiel beim VfL Osnabrück stand dann sogar der Klassenerhalt auf dem Spiel. Nur ein einziger Punkt konnte der Mannschaft noch nützen. Mit leidenschaftlichem Einsatz erkämpften sich die Stader ein 0:0. Jörn Augustin musste den Erfolg teuer bezahlen. Während er mit einem Knöchelbruch im Krankenhaus landete, feiern seine überglücklichen Mitspieler auf der Rückfahrt nach Stade den Verbleib in der Regionalliga. Doch schon im
nächsten Jahr musste die Mannschaft – mit Jörn Augustin – doch absteigen. Mehr über den Fußballer Jörn Augustin, der heute Vorsitzender eines Traditionsvereins im Landkreis Rotenburg ist, steht weiter unten.

Vom Bollwerk zum Boss

Jörn Augustin: Ein Ur-Stader Fußballer ist jetzt Vorsitzender des Bremervörder SC

Stade-Hagen. Er hat als Fußballer ausschließlich in Stade gespielt: Jörn Augustin, der als kleiner Knirps beim SSV Hagen beginnt, in die C-Jugend des VfL Stade wechselt und als Herrenspieler zwölf Jahre für die Turn- und Sportgemeinschaft TuS Güldenstern Stade kickt. 2009 beendet „Auge“, wie ihn jeder nennt, seine Laufbahn, wird Team-Manager auf der Camper Höhe und danach Trainer bei mehreren Vereinen. Der 40-Jährige trainiert noch bis zum Saisonende den Bremervörder SC, hört dann auf, weil er Vorsitzender des Traditionsvereins geworden ist. Das Fußballspielen ist Jörn Augustin bereits in die Wiege gelegt worden. Schon Vater Bernhard hat einst als Spieler weit über die Stader Grenzen auf sich aufmerksam gemacht. Hier trifft das alte Sprichwort zu: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Sohn Jörn wird zu einem Bollwerk als Manndecker auf der rechten Abwehrseite, funktioniert aber auch als Innenverteidiger. 1995 steigt die A-Jugend des VfL Stade in die Regionalliga als der höchsten deutschen Spielklasse auf. Im letzten Saisonspiel beim VfL Osnabrück steht der Klassenerhalt auf dem Spiel. Nur ein Punkt kann nützen. Mit leidenschaftlichem Einsatz erkämpfen sich die Stader ein 0:0. „Auge“ muss den Erfolg teuer bezahlen. Während er mit einem Knöchelbruch im Krankenhaus landet, feiern seine überglücklichen Mitspieler auf der Rückfahrt nach Stade den Verbleib in der Regionalliga. Nach dem Kraftakt muss die Mannschaft im nächsten Jahr mit Jörn Augustin aber doch absteigen

Er wechselt in den Herrenbereich zu Güldenstern. Die Entscheidung ist alternativlos, denn der VfL Stade bewegt sich zu dieser Zeit zwei Spielklassen tiefer in den Niederungen der Bezirksliga. Als die Mannschaft von der Camper Höhe 1999 aufgrund der schlechteren Tordifferenz in die Landesliga absteigt, muss „Auge“ wegen einer Sperre tatenlos zuschauen. Der Grund ist ein Ausraster eine Woche zuvor in Bodenteich. „Wir machten vor dem Spiel noch einen ausgedehnten Spaziergang, als mir die per Fax eingegangene Entscheidung des Verbandes mitgeteilt wurde“, erinnert er sich. 2001 entgeht Güldenstern hauchdünn dem Abstieg in die Bezirksliga. Als der damalige TAGEBLATT-Reporter und jetzige JOURNAL-Autor einige Spieler nach den Aussichten auf den Verbleib in der Landesliga befragt, antwortet ihm Augustin: „Herr Albrecht, wir sind unabsteigbar.“ Ein für den Autor bis dahin unbekanntes Wort. Wie auch immer, der Spieler behält mit seiner Aussage am Ende Recht.

Zu einem Höhepunkt wird die Saison 2005/2006. Die Stader Kontrahenten stehen sich am letzten LandesligaSpieltag in Ottenbeck gegenüber. Güldenstern hat als Tabellenzweiter den Aufstieg in die Niedersachsenliga bereits in der Tasche. Der VfL Stade muss unbedingt gewinnen, um die Klasse zu halten. Wieder ist Jörn Augustin nicht dabei. Er heiratet an diesem 26. Mai 2006. „Ich hätte die Hochzeitsfeier verschoben, wenn mir die Bedeutung des Derbys vorher klar gewesen wäre.“ Eines ist schon vor dem Anpfiff klar: Zu verschenken gibt es nichts. Güldenstern gewinnt 3:2 und schickt den Stadtrivalen gnadenlos in die Bezirksliga. Die Spieler erscheinen nach der Jubelfeier auf dem Platz zur Feier auf dem Saal, lassen den traurigen Bräutigam symbolisch am Spiel teilhaben. Sie ziehen ihm das TuS-Trikot über und legen ihm einen Ball in Mini-Ausführung vor die Füße. „Auges“ Ärger ist alsbald verflogen. Lautstarke Schlachtgesänge dröhnen aus der Gaststätte Wiebusch in Hagen, sind bis fünf Uhr morgens weithin zu vernehmen. Bis 2009 spielt Augustin noch drei Jahre in der Oberliga Niedersachsen Ost, verzeichnet 67 Einsätze in drei Jahren. Die Knöchelprobleme im rechten Fuß setzen der Laufbahn mit 30 Jahren ein Ende. Augustin: „Ich musste insgesamt fünf Operationen über mich ergehen lassen. Das hat gereicht.“

Während seiner aktiven Jahre bei Güldenstern zeigen Altona 93 und der TuS Harsefeld Interesse an dem Abwehrspieler. „Die Sache mit Harsefeld war schon nahezu fix. Bei mir überwiegt die Freude, zwölf Jahre bei Güldenstern, davon acht Jahre bei Trainer Martin König bis zur Oberliga gespielt zu haben“, sagt Augustin. Er übernimmt für ein Jahr bei Güldenstern den Posten des Liga-Managers, wird dann selbst Trainer, ist ausgestattet mit der B-Lizenz (Uefa-B-Level), die als Einstiegslizenz für den Leistungsfußball gilt. Er trainiert neben anderen Mannschaften Güldensterns Zweite und die U 19 des Jugendfördervereins Ahlerstedt/Ottendorf/Heeslingen. 2017 zeigt der Kreisligist Bremervörder SC großes Interesse, ihn zu verpflichten. Augustin sagt sofort zu. Er hat gute Chancen Platz zwei zu erreichen, der zur Teilnahme an der Relegation zum Aufstieg in die Bezirksliga berechtigt. Am Ende der laufenden Saison ist damit Schluss, weil die Vereinsmitglieder ihn im November 2019 zum Vorsitzenden gewählt haben.

Augustin, der sich vom hitzköpfigen Spieler längst zu einer Persönlichkeit entwickelt hat, packt die Aufgabe mit klaren Vorstellungen an: „Ich kann als Vorsitzender nicht gleichzeitig Trainer bleiben, will die Entwicklung des Vereins engagiert vorantreiben. Der BSC hat eine große Tradition. Das Nahziel ist die Bezirksliga, in weiterer Ferne wird der Aufstieg in die Landesliga anvisiert.“ Der gelernte Speditionskaufmann Jörn Augustin, seit sieben Jahren als Disponent im Harsefelder Reiseverkehrsunternehmen Reese tätig, betont ausdrücklich: „Irgendwann kehre ich wieder auf die Trainerbank zurück“. In der Familie ist die nächste Generation schon aktiv. Tochter Neele (12) spielt Handball, Sohn Mateo (8) Fußball. So oft es möglich ist, sind Vater Jörn und Mutter Daniela bei den Spielen ihrer Kinder dabei.

Bericht aus dem Mittwochsjournal von Dieter Albrecht vom 19.02.2020

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