Die Fußballer-Weisheit, dass der Pokal seine eigenen Geschichten schreibt, wurde im Halbfinale zwischen dem VfL Güldenstern Stade II und dem FC Wischhafen/Dornbusch wieder bestätigt. FC-Trainer Stefan Raap und zwei Akteure sorgten für die Dramaturgie.
Stade. Der gastgebende VfL Güldenstern Stade II war in den vergangenen zwei Jahren ins Finale marschiert, im dritten sollte der ersehnte Pokal her. In der Kreisliga spielt die Mannschaft um den Titel mit. Das direkte Duell mit dem FC Wischhafen/Dornbusch hatte Stade erst am vergangenen Kreisligaspieltag mit 2:0 gewonnen. Die Rollenverteilung vor dem jetzigen Halbfinale waren also klar.
Bei dem starken Aufsteiger FC Wischhafen/Dornbusch ist im Liga-Alltag ein wenig die Luft raus. Der Viertplatzierte hat den Anschluss an die drei Topteams Deinste, Stade und Wiepenkathen verloren. „Der Fokus liegt voll auf dem Pokal“, sagt Trainer Stefan Raap.
Seine Mannschaft zeigte eine ganz andere Einstellung gegen Stade als noch im vorherigen Ligaspiel. Der Favorit hatte mehr Ballbesitz. Der FC hielt aber die Null bis zur Pause. Nach dem 0:1 (49.) durch Stades Torjäger Maurice Schulze sah es nach dem erwarteten Ausgang aus. Die Stader hätten aber den Fehler gemacht, nicht konsequenter auf das 2:0 zu gehen, befand Raap. „Und wir hatten auch unsere Chancen.“
Der FC erzwingt den Ausgleich und es folgt ein wahrer Elfmeterkrimi
Als in der Schlussphase noch alles möglich war, beorderte Raap seinen Verteidiger Christian Stachs in die Offensive. „Der wollte noch unbedingt, der war heiß“, sagt Raap. Gerade die Oldies beim FC wollen noch mal ins Pokalfinale, weil sie ans Aufhören denken. So auch der 32-jährige Stachs. „Das seh ich natürlich anders“, sagt Raap.
Stachs lieferte. In der 89. Minute erzwang er nach einem nicht geklärten Eckball das 1:1. Es folgte der Elfmeter-Wahnsinn. „Das war ein absoluter Krimi. Ich bin nicht gerade der Nervenstärkste, ich bin mehrere Tode gestorben“, sagt Raap.
Der FC begann. Die ersten drei Schützen legten vor. Nachdem Stachs zur 4:3-Führung traf, verschoss Philip Heinsohn gegen FC-Torhüter Sven Seebeck. Der seine ganz eigene Geschichte schrieb. Weil im Anschluss aber auch FC-Spieler Torben Reuels verschoss, ging das muntere Schießen weiter.
Aushilfskraft Sven Seebeck sorgt für die Entscheidung
Der 42-jährige Torhüter Seebeck trat als elfter FC-Schütze an den Punkt und traf zum 11:10. Dann verschoss Philip Pannekamp und die FC-Mannschaft stürmte auf ihren Torwarthelden zu, um den Finaleinzug zu feiern. „Insgesamt schossen die Stader sicherer“, sagt Raap. Bei den halbhohen Schüssen seiner Spieler mochte er gar nicht hingucken.
„Wir hatten das Glück auf unserer Seite – und es war einfach eine geile Teamleistung“, sagt Raap. So etwas habe er noch nicht erlebt.
Sven Seebeck hatte erst vor kurzem mit Raap zusammengesessen und angeboten, im Notfall aushelfen zu können. Der Notfall kam schneller als erwartet, nachdem sich der Stammtorhüter am Kreuzband verletzte. So stand Seebeck vor zwei Wochen beim 1:0 gegen Hedendorf/Neukloster II zwischen den Pfosten. Nach seinen beiden Aushilfsauftritten in der Liga und jetzt im Pokal wurde er auf dem TAGEBLATT-Portal FuPa jeweils zum Spieler des Spiels gewählt.
„Sven hat immer noch diese Ausstrahlung, die der ganzen Mannschaft mehr Sicherheit verleit“, sagt Raap. Von 2005 bis 2010 war Seebeck die Nummer eins beim damals noch sehr ambitionierten Landeslisten VfL Stade. Erlebte in seiner ersten Saison zwar den Bezirksliga-Abstieg mit, feierte aber auch den sofortigen Wiederaufstieg ohne Niederlage.
2010 wechselte Seebeck zum FC. Seit 2017 ist er eigentlich nur noch Altherrenspieler. „Aber im Finale will er jetzt auf jeden Fall dabei sein. Den Termin hält er sich frei“, sagt Raap.
Quelle: Stader Tageblatt