Anna-Lena Göben tritt in die Fußstapfen ihres Großvaters. Sie ist eine von sechs Schiedsrichterinnen im Fußball-Kreis Stade und diejenige, die am höchsten pfeift. Aktuell leitet die Staderin Spiele in der Frauen-Oberliga. Doch das soll nicht das Ende ihrer Entwicklung sein.

„Es lief richtig gut“, sagt Göben. In ihren ersten beiden Spielen in der Frauen-Oberliga Niedersachsen sei sie von erfahrenen Schiedsrichtern beobachtet worden und habe im Anschluss positive Rückmeldungen bekommen. Und das, obwohl sie vorher noch nie mit Assistenten gepfiffen hat. „Ich habe mich erst damit schwer getan. Aber inzwischen habe ich einen besseren Überblick“, sagt sie. Der Einstieg in die vierthöchste Spielklasse ist gelungen.

Der NFV-Kreis Stade begründet Göbens Aufstieg mit konstant guten Leistungen, enormer Einsatzbereitschaft und einer erfolgreichen Leistungsprüfung beim Verband. Neben der Oberliga kann sie nun auch als Linienrichterin in der Frauen-Regionalliga, der dritthöchsten Spielklasse, zum Einsatz kommen. Dazu aber kam es noch nicht.

Souverän in Konfliktsituationen

Im September hat Göben den Lehrgang für die Frauen-Oberliga beim Verband in Barsinghausen absolviert. „Ich hatte Bock drauf und wollte einfach schauen, was ich leisten kann“, sagt Göben. Denn das Pfeifen habe sie bereits unheimlich weitergebracht. „Ich kann in Konfliktsituationen gut mit Menschen umgehen, ihnen meine Entscheidung erklären und auch selber gut mit Kritik umgehen“, sagt sie.

Göben ist seit sechs Jahren – inklusive einer Pause von zwei Jahren – als Schiedsrichterin in den Frauen-Spielklassen unterwegs: Kreisklasse, Kreisliga, Bezirksliga, Landesliga. Bei den Männern leitet sie ab und zu Spiele auf Kreisebene und kommt als Linienrichterin regelmäßig in der Bezirk- und Landesliga zum Einsatz.

Vor kurzem leitete sie ein Freundschaftsspiel, das sie als ihr „absolutes Highlight“ bezeichnet. Göben pfiff das 10:0 des Frauen-Bundesligisten Werder Bremen gegen Hedendorf/Neukloster. „Ich habe gedacht: Krass, die spielen in der Bundesliga. Aber vom Gefühl war das ein Spiel wie jedes andere“, sagt sie.

Warum sie den Schiedsrichterschein vor sechs Jahren unbedingt machen wollte, also an einen konkreten Anlass, kann sich Göben nicht erinnern. „Aber ich wollte so weitermachen wie mein Opa Erich“, sagt sie. Der inzwischen verstorbene Großvater pfiff rund 40 Jahre in der Region. „Ich wollte in seine Fußstapfen treten.“

Überhaupt nimmt der Fußball im Leben von Anna-Lena Göben großen Raum ein. „Meine ganze Familie besteht aus Fußballern“, sagt sie. Selber hütet Göben das Tor des VfL Güldenstern Stade II – sofern es die Zeit zulässt. Vor kurzem hat sie ein Studium bei der Polizei begonnen.

Auch ihr Freund, Marvin Hauschild, ist (neuerdings) Assistent in die Regionalliga und engagiert im Schiedsrichterausschuss des NFV-Kreises Stade. „Fußball ist unser Mittelpunkt“, sagt Göben: „Wir versuchen, uns gegenseitig bei den Spielen zu begleiten und sprechen dann über die strittigen Szenen.“

In ihrem ersten Jahr, sagt Göben, habe es noch Momente gegeben, in denen sie die Lust am Pfeifen verloren habe. Da war sie 14, 15 Jahre alt. Doch sie gewöhnte sie schnell an den rauen Ton auf den Plätzen. „Da wurde geschrien und gepöbelt. Als junges Mädchen dachte ich, ich mache alles falsch“, sagt sie. „Aber jetzt ist mir das vollkommen egal.“

Zahl der Schiedsrichterinnen im Kreis gesunken

Ihre negativen Erfahrungen beschränken sich auf verbale Äußerungen. Frauenfeindliche Kommentare oder Gewalt habe sie noch nicht erlebt, sagt Göben. „Ich habe es schön öfters erlebt, dass mir im Herren-Fußball mehr Respekt entgegengebracht wird als den männlichen Schiedsrichtern“, sagt sie. Und doch sind Schiedsrichterinnen eine Minderheit im Kreis Stade. Gerade einmal sechs der insgesamt 164 Schiedsrichter sind Frauen. Das sind 2,4 Prozent – etwas weniger als vor Corona.

Anna-Lena Göben möchte dabei bleiben. Sie hält es für realistisch, irgendwann in die dritte Liga, die Regionalliga, aufzusteigen. „Da werden gute Leute gebraucht“, sagt sie. Aber noch höher pfeifen? „Eher nicht.“ In der zweiten Bundesliga wäre ihr der Aufwand zu groß.

Quelle: Stader Tageblatt

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