Der Niedersächsische Fußball-Verband hat die Saison abgebrochen. Richtig, sagen die Vereine. Nun beschäftigt sie die Frage, wie die nächste Saison ablaufen soll. Und in der Regionalliga wird noch an der jetzigen Saison getüftelt.

Der NFV hat die seit Anfang November 2020 durch die Corona-Pandemie unterbrochene Spielzeit 2020/21 mit sofortiger Wirkung in Form der Annullierung abgebrochen. Auf- und Absteiger wird es deshalb nicht geben. Die Entscheidung betrifft alle Alters- und Spielkassen auf Kreis-, Bezirks- und Verbandsebene. Für die Oberliga besteht allerdings noch eine Ausnahme – als sogenannte Schnittstelle zur übergeordneten Regionalliga Nord. Sollte der Norddeutsche Fußball-Verband den Spielbetrieb noch fortsetzen können, könnte es Aufsteiger „im Wege einer alternativen Entscheidungsfindung“ geben. Der Oberligist Heeslinger SC beispielsweise hat einen Antrag für die Regionalliga gestellt (das TAGEBLATT berichtete). „Mit den hierfür erforderlichen Lösungsschritten werden sich die spieltechnischen Ausschüsse befassen“, sagte NFV-Präsident Günter Distelrath.

„Aufgrund der staatlichen Verfügungslage sowie den perspektivischen politischen Aussagen erachten wir eine rechtzeitige Aufnahme eines uneingeschränkten Mannschaftstrainings und Spielbetriebs für nicht mehr realistisch“, erklärte Distelrath den Saisonabbruch. Selbst im besten Fall würde es vor Mitte Mai nicht zu einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs kommen, da nach so einer langen Pause eine nur zweiwöchige Vorbereitungszeit nicht ausreiche. „Nicht zuletzt folgen wir mit unserer Entscheidung dem klaren Votum unserer Vereine“, so Distelrath.

Die sehen mehrheitlich keine Alternative, fragen sich aber schon jetzt, wie es in der kommenden Saison weitergeht.

Marcus Wendt, Teammanager des Bezirksligisten MTV Hammah, hält den Saisonabbruch für nachvollziehbar. „Es war richtig, so lange wie möglich mit der endgültigen Entscheidung zu warten.“ Und dennoch ist es erneut eine frustrierende Situation für den MTV: „Wie in der letzten Saison wissen wir auch dieses Mal nicht, ob wir wirklich oben mithalten können oder ob es nur eine Momentaufnahme war“, sagt Wendt. Für 2021/22 hofft Wendt auf die Impfungen und einen früheren Saisonstart. Unter diesen Voraussetzungen kann er sich eine eingleisige Liga vorstellen.

Hoffnung auf Rückkehr zur Eingleisigkeit

Waldemar Meglin, der scheidende Trainer des Bezirksligisten TSV Wiepenkathen, sagt, der Saisonabbruch sei die optimale und fairste Lösung gewesen. „Es hätte keinen Sinn gemacht, die Saison einzufrieren und zum Beispiel im September weiterzuspielen“, sagt er, das wäre sportlich nicht mehr zu vergleichen gewesen. Und da wären die Risiken gewesen durch mögliche Corona-Infektionen innerhalb der Mannschaft oder beim Gegner. „Als Trainer trage ich auch eine gewisse Verantwortung“, sagt Meglin, der ab sofort nur noch im Vorstand ist. Nun hat der in der abgebrochenen Saison abstiegsgefährdete TSV Wiepenkathen immerhin die Gewissheit, 2021/22 in der Klasse zu bleiben. „Das erleichtert uns die Gespräche mit Spielern“, sagt Meglin. Demnach können die Verantwortlichen potenzielle Neuzugänge bereits jetzt mit der Perspektive Bezirksliga locken. In der kommenden Saison trainieren Philipp Mencke und Nils Zielesniak den TSV.

Robert Kneller, Fußball-Obmann beim Bezirksligisten FC Mulsum/Kutenholz, spricht angesichts des Infektionsgeschehens von der einzig richten Entscheidung, die Saison abzubrechen. „Allmählich wäre es schwierig geworden, selbst noch eine Halbserie zu spielen“, sagt er. Kneller findet es richtig, dass es vor dem Hintergrund der nur acht bestrittenen Saisonspiele keine Auf- und Absteiger gibt. So hätten alle Mannschaften frühzeitig Planungssicherheit, sagt Kneller. Zum Zeitpunkt des Abbruchs belegte Mu/Ku den letzten Platz der Bezirksliga-Staffel 1. In der kommenden Saison wünscht sich Kneller – sofern es die Corona-Lage zulässt – eine Rückkehr zur Eingleisigkeit.

Alexander Martens, Sportdirektor des Landesligisten TuS Harsefeld, sagt, dass die Zeit weggelaufen sei und der Abbruch absolut Sinn macht. „Und bei den wenigen Spielen, die bestritten wurden, kann sich auch keiner beschweren“, so Martens über die Annullierung ohne Wertungen. Jetzt wüssten alle Vereine endlich, in welcher Liga sie spielen und könnten besser planen und Gespräche mit Spielern führen. Was die kommende Saisonausrichtung betrifft, glaubt Martens, dass es bei denselben Staffeleinteilungen mit der Zweigleisigkeit bleibt. „Wenn sie beim NFV clever sind, bleibt es bei den Staffel-Einteilungen. Warum sollten sie sich neue Baustellen aufmachen“, sagt Martens, zumal die Pandemie noch anhält und Unterbrechungen durchaus wieder möglich wären.

Björn Stobbe wechselt nach dieser Saison vom Bezirksligisten TSV Apensen zum Landesligisten VSV Hedendorf/Neukloster. Für den Trainer bedeutet der Abbruch vor allem Klarheit, nun kann er die neue Saison planen und weiß, dass die VSV in der Landesliga bleiben. „Die Unwägbarkeiten waren zu groß“, sagt Stobbe, „und die Vorbereitung auf einen möglichen Re-Start wären viel zu schwierig gewesen.“

Dirk Dammann, Teammanager des Landesligisten VfL Güldenstern Stade, hält den Saisonabbruch für vernünftig und alternativlos. Bei den wenigen Spielen sei eine Wertung unmöglich. „Natürlich kommt es den einen mehr entgegen und anderen weniger“, sagt Dammann. Der abstiegsbedrohte VfL bleibt in der Landesliga. Nach einer so langen Pause nochmals in den Wettkampfmodus schalten zu müssen, wäre eine „Extremsituation“ gewesen. Dammann hofft, dass in der kommenden Saison wieder in einer eingleisigen Liga gespielt wird. „Aber es ist natürlich noch nicht die Zeit dafür, darüber nachzudenken. Wir müssen die Entwicklung abwarten“, sagt Dammann.

Einfrieren und fortsetzen wäre auch möglich gewesen

Auf die Rückkehr auf eine eingleisige Liga hofft insgeheim auch Hartmut Mattfeldt, Trainer des Landesligisten TSV Elstorf. Auch wenn er den Ansatz mit den Qualifikationsrunden, gerade in unwägbaren Corona-Zeiten, „sehr interessant“ findet. Ein sportlich gerechter Ansatz wäre für ihn auch, die Saison einzufrieren und dann fortzusetzen. Das wäre mit dem Wissen von heute, auch schon mit der vorangegangenen Saison möglich gewesen.

Daniel Schröder, Trainer des Landesligisten ASC Cranz-Estebrügge, verfolgt denselben Ansatz. Er fragt: „Wie wollen sie die nächste Saison angehen? Es sieht ja nicht so aus, als ob es wesentlich besser wird.“ Also hätte man diese Saison auch einfrieren und fortsetzen können.

Diese Möglichkeit sieht auch Malte Bösch, Trainer des Landesligisten SV Ahlerstedt/Ottendorf. Vor allem, wenn die Staffeleinteilungen so erhalten bleiben, müsste man sich fragen, warum sie diese Saison dann nicht fortsetzten. Bösch wünscht sich vor allem „einen durchdachten Saisonstart.“ Nochmals eine solche Unterbrechung würde den Amateurfußball „killen“, wie er sagt. Bösch, Schröder und Mattfeldt halten den Abbruch grundsätzlich aber auch für richtig.

Wertung in der Regionalliga und im Pokal

In der Regionalliga Nord konferieren die Verantwortlichen und die Vereine am Donnerstag, 8. April. Jürgen Stebani vom Spielausschuss hat „noch ein bisschen Hoffnung“, wie er sagt, dass durch eine Beendigung der Qualifikationsrunden eine sportliche Wertung mit Auf- und Absteigern möglich wird. Bei den Verhandlungen um einen Re-Start hängt vieles von Niedersachsens politischer Zustimmung ab. Hamburg und Bremen haben wohl keine Vorbehalte, Schleswig-Holstein wartet wohl Niedersachsens Entscheidung ab.

Und dann ist da noch der Pokal. „Die Teilnehmer am DFB-Pokal sollen, sofern es die Verfügungslage zulässt, sportlich ermittelt werden. Andernfalls kommt eine alternative Entscheidungsfindung in Betracht“, sagte Distelrath. D/A und A/O sind noch im Rennen. Stebani sagt, Losen wolle keiner und Elfmeterschießen wäre der „worst case“. Einen Abbruch wird es im Pokal aber nicht geben.

Quelle: Stader Tageblatt

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