STADE. Seit Montag, 13. Juli, ist in Niedersachsen wieder Mannschaftssport im Wettkampfmodus erlaubt. Der Fußball-Landesligist VfL Güldenstern Stade und der Bezirksligist TSV Eintracht Immenbeck nutzten die Lockerung gleich am Donnerstagabend für ein erstes Testspiel in Ottenbeck.
Seit Mitte März konnten die Amateurfußballer wegen der Corona-Pandemie nicht mehr kicken. Die Lockerungen sind willkommen, die Fußballer sind froh, wieder spielen zu können. Stades Neuzugang Simon Buchholz bringt es nach seiner Auswechslung verschwitzt und glückselig lächelnd auf den Punkt: „Das war super geil, das haben wir doch alle vermisst: ein schönes Spiel mit Zuschauern.“
Die Vorgaben dabei werden aber hinterfragt. „Warum 500 Zuschauer zugelassen sind, wenn sie einen Sitzplatz haben, ansonsten aber nur 50, ist für mich nicht wirklich verständlich“, sagt Immenbecks Trainer René Klawon, „stecken sich sitzende Menschen weniger an?“ Das Testspiel lockt gut 50 Zuschauer an, die sich mit Stühlen oder stehend großzügig auf dem Wall vor dem Kunstrasenplatz verteilen. Teilweise sind es mehr als die offiziell zugelassene Anzahl, weil auch andere Sportler, die auf der großen Sportanlage in Ottenbeck aktiv sind, vorbeischauen. Es ist ein Kommen und Gehen.
Vorläufige Regelung mit 30 Teilnehmern gilt vorerst bis zum 31. August
Die zugelassene Wettkampfgröße von 30 Teilnehmern wird im Fußball ebenso als „unglücklich“ bezeichnet, der NFV folgt damit den Vorgaben des niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport, die vorläufige Regelung gilt vorerst bis zum 31. August. Die Trainer müssen sich für 15 Spieler aus ihren Kadern entscheiden. Stades Trainer Dennis Mandel lässt die restlichen Spieler auf dem Nebenplatz mit Torwarttrainer Sven Meyer trainieren. „Das kann in der jetzigen Phase, nach einer so langen Pause auch gefährlich sein“, sagt Mandel bezüglich der eingeschränkten Wechselmöglichkeiten, da könnten leichte Verletzungen schnell mal auftreten. Mandel freut sich vornehmlich aber, dass „das Spiel so schnell zustande gekommen ist“. Der VfL Güldenstern Stade trainiert schon seit zwei Wochen. „Wir ziehen natürlich nicht die ganze Zeit voll durch“, sagt Mandel, es sei aber gut, dass er und die Mannschaft sich kennenlernen. Er wechselte nach zehn Jahren beim Ligakonkurrenten TuS Harsefeld zum VfL.
Torwarttrainer Sven Meyer, einst Torwart beim Oberligisten D/A, ist auch neu im Team. „Ich hab’ das Gefühl, die Jungs sind alle richtig aufgeregt“, sagt er vorm Anpfiff. VfL-Stürmer Pascal Voigt sagt nach dem Aufwärmen, dass er „richtig Bock“ hat.
Anpfiff. Es geht gleich lautstark zur Sache auf dem Platz, die Spieler dirigieren und pushen sich. Das Spiel selbst gehen beide Mannschaft aber eher vorsichtig an. Der erste verbissene Zweikampf mit anschließendem Foul für Stade wird in der 23. Minute geführt. Bis zur Pause folgen nur noch drei weitere Pfiffe wegen eines leichten Foulspiels. Das Spiel ist ausgeglichen, Immenbeck steht kompakt, die Stader nutzen ihre Chancen nicht. Simon Buchholz hat einen Pfostentreffer und scheitert ein Mal an dem starken Eintracht-Torwart Jakob-Noah Bertog. Bertog ist auch in einer Eins-gegen-eins-Situation mit Stades Rabie Mselmi Sieger. Kurz vor der Pause trifft Luca Dammann dann doch noch zur 1:0-Führung. Der Torjubel ist verhalten, wie in der Bundesliga fausten sich die Spieler ab, anstatt sich in großen Jubeltrauben zu vereinen.
Wieder mit Zweikampfhärte spielen
Zur zweiten Halbzeit kommt auch Malte Bösch, Trainer des Landesligisten SV Ahlerstedt/Ottendorf, zum Zuschauen: „Endlich wieder richtiger Fußball“, sagt er. Bösch sieht dann müde Immenbecker und treffsichere Stader, die im Minutentakt mit teils sehr sehenswert herausgespielten Toren mit 9:1 siegen. Philipp Waschkau, Lars Neufang (2), Rabie Mselmi (3) und Pascal Voigt schrauben das Ergebnis auf 8:0, die Zuschauer werden unterhalten, die Immenbecker lassen die Köpfe hängen, Alexander Weser erzielt den Ehrentreffer und Voigt den Endstand. Abpfiff eines lang ersehnten Testspiels in Corona-Zeiten.
Eigentlich wollte der TSV Eintracht Immenbeck am Wochenende zur Abwechslung eine Triathlon-Einheit einlegen. „Das haben wir aber verworfen, weil wir mit so vielen Leuten nicht schwimmen dürfen“, sagt Klawon. Dafür wird trainiert und gespielt – wieder mit Zweikampfhärte.
Quelle: Stader Tageblatt | von Jan Bröhan