Härter kann ein Abstiegskampf nicht sein als in der Fußball-Landesliga Lüneburg. Bei fünf festen Absteigern kämpft die Hälfte der 18 Mannschaften um den Klassenerhalt. Mittendrin Stade, Hedendorf und Elstorf. Eine Zwischenbilanz mit drei Thesen.
Der VfL Güldenstern Stade ist im Soll. Das sieht Trainer Jörn Augustin auch so. „Wir haben uns gut positioniert“, sagt er. Mit 25 Punkten steht Stade auf Platz neun, zum ersten Abstiegsplatz sind es aber nur fünf Punkte. Augustin sagte schon vor der Saison, er gehe davon aus, dass es mehr als die magischen 40 Punkte braucht, um den Klassenerhalt perfekt zu machen.
Die Stader sind mit einem neuen Trainerteam in die Saison gegangen, mussten einen Umbruch gestalten, vornehmlich mit Spielern aus unteren Klassen. Hinzu kam, dass mit Atdhe Ramuka ein Torhüter, der zuletzt Jahre lang als Feldspieler agierte, den Rückhalt bildet. „Da war es klar, dass wir Anfangsschwierigkeiten haben werden“, sagt Augustin, „wir haben uns aber auf allen Ebenen stabilisiert.“
Stade mit schwierigem Saisonstart
Die Stader hätten sich mit harter Arbeit, Disziplin und Teamgeist stetig verbessert, sagt Augustin. „Die Mannschaft lebt.“ So können die Stader auch gegen spielerisch bessere Mannschaften bestehen – wie gerade im letzten Spiel des Jahres beim 3:1-Sieg gegen Lindwedel-Hope. Auffällig ist, dass die Stader nach dem schwierigen Saisonstart (ein Remis, fünf Niederlagen) fast alle direkten Konkurrenten besiegt haben und auch gegen Spitzenteams wie Verden oder Bornreihe nur knapp verloren.
„Die Basis ist unsere Defensive“, sagt Augustin. Der VfL arbeitet mit einer Fünferkette gegen den Ball – und kam bis zur Winterpause durchs Umschalspiel zu seinen Erfolgen. „Bei uns wissen alle, dass wir genauso hart weiterarbeiten müssen“, sagt Augustin mit Blick auf die Rückrunde und den harten Abstiegskampf.
Elstorf fehlt defensive Stabilität
Dem TSV Elstorf fehlt seine defensive Stabilität. Dies hat die Mannschaft von Hartmut Mattfeldt in der Vergangenheit ausgezeichnet. Nun hat der TSV in 17 Spielen schon 51 Gegentreffer kassiert. Trainer Mattfeldt stimmt der These also zu. Für die nötige Stabilität fehlt die „nötige personelle Konstanz“, die Viererkette veränderte sich von Spiel zu Spiel.
Die Verteidiger Marc Visser, Patrick Silva und Anton Lasko mussten berufsbedingt des Öfteren passen. „Wir sind optimistisch, dass sie uns in der Rückrunde häufiger zur Verfügung stehen“, sagt Mattfeldt. „Grundsätzlich fängt die Abwehrarbeit vorne an. Um unsere Viererkette einzuspielen, mussten wir aber zu viel rotieren. Generell ist aber auch unsere Zweikampfführung verbesserungswürdig.“
Klassenerhalt wäre „großer Erfolg“
Auch wenn sich Mattfeldt für die Winterpause den einen oder anderen Zähler mehr gewünscht hätte, hat der TSV den Kontakt zu den Nichtabstiegsplätzen wiederhergestellt. Elstorf hat derzeit zwei Spiele weniger bestritten als die Konkurrenz und hat den Sprung auf das rettende Ufer in der eigenen Hand – allerdings heißen die Gegner Verden und D/A II. „Die Hoffnung ist groß, dass wir uns am Ende retten“, sagt Mattfeldt. „Wenn uns das gelingt, wäre das bei fünf oder sogar sechs Absteigern in einer 18er-Staffel der größte Erfolg für Elstorf.“
Nebenbei haben die Grün-Weißen auch den Generationswechsel eingeleitet. Einige der Aufstiegshelden aus dem Jahr 2020 zählen nicht mehr zum Kader oder befinden sich bereits im Herbst ihrer aktiven Laufbahn. In der Sommerpause hat sich Elstorf daher bewusst mit jungen Talenten verstärkt, die zahlreiche Einsatzminuten gesammelt haben. „Mit den sechs Jungs bin ich zusammengefasst sehr zufrieden“, sagt Mattfeldt. „Sie haben viel Potenzial, das noch lange nicht ausgeschöpft ist.“
VSV-Trainer: Wir brauchen den Druck
Den VSV Hedendorf/Neukloster fehlt beizeiten die nötige Endspiel-Mentalität. „Es ist nicht möglich, in allen Spielen das komplette Leistungsvermögen auf die Platte zu bringen“, sagt VSV-Coach Björn Stobbe. „Trotzdem ist es richtig, dass wir immer nahe an unserem Maximum spielen müssen.“ Die deutlichen Niederlagen gegen Bornreihe (1:7) oder den VfL Güldenstern Stade (0:6) dürfen in dieser Art und Weise nicht passieren und sollten sich nicht wiederholen.
Dass die Hedendorfer aber durchaus in der Lage sind, die passende Mentalität an den Tag zu legen, haben sie in vielen richtungsweisenden Spielen unter Beweis gestellt. In den Begegnungen mit Elstorf (4:3), Neetze (3:1), Hambergen (3:0) oder RW Cuxhaven (3:2) haben die VSV die Spiele mit viel Engagement auf ihre Seite gezogen und so den Anschluss gehalten.
„Man kann schon sagen, dass wir den Druck brauchen“, sagt Stobbe. „Nach dem Ende der Hinrunde standen wir über dem Strich, unser Ziel ist es nicht abzusteigen. Nach der Winterpause haben wir mit Westercelle und Elstorf zwei Gegner, mit denen wir uns messen wollen.“ Dann muss die Mentalität stimmen.
Hedendorfer müssen Nachwuchs ausbilden
Auf der anderen Seite müssen die VSV auch mittel- und langfristig an ihrer Zukunft im Landesliga-Fußball arbeiten. Beim Auswärtsspiel in Uelzen war Felix Arlt (26) der jüngste Startelf-Spieler der Schwarz-Weißen. „Wir wollen mit eigenen Leuten arbeiten und über unsere Identifikation unsere Leistung bringen“, sagt Stobbe.
Dafür griff der VSV-Coach zuletzt mit Justin Höft (24), Justin Barke (23) und Florian Mance (18) bereits auf jüngere Spieler aus der zweiten Mannschaft zurück. Wenn die Hedendorfer im harten Kampf um den Klassenerhalt bestehen, müssen sie schon jetzt landesligatauglichen Nachwuchs ausbilden.
Quelle: Stader Tageblatt