Der Landesliga-Fußballer Hadi Assaf steckt mit dem VfL Güldenstern Stade gerade im Abstiegskampf. Da ist voller Einsatz gefragt. Zugleich praktiziert der 19-Jährige den derzeitigen Ramadan und fastet. Wie sehr schränkt der Verzicht den Sportler ein?
Stade. Hadi Assaf ist auch während des Fastenmonats noch als Leistungsträger beim VfL Güldenstern Stade gefragt. Trainer Matthias Quadt setzt auf seinen Allrounder. Ein Indiz für Assafs anhaltende Leistungsstärke ist auch, dass er nach der jüngsten 3:5-Niederlage am Sonntag auf dem TAGEBLATT-Portal fupa.net zum Spieler des Spiels gewählt wurde.
In der stärksten und intensivsten Fußballliga, der englischen Premier League, werden Spiele unterbrochen, wenn der Sonnenuntergang einsetzt. Dann dürfen die muslimischen Spieler trinken. Wenn Hadi Assaf an einem Sonntag um 15 Uhr in den Abstiegskampfmodus muss, hat er im Schnitt seit zehn Stunden nichts gegessen und getrunken – und darf das auch nicht nach dem unmittelbaren Abpfiff, nach 90 schweißtreibenden Minuten.
„Man merkt in manchen Aktionen schon mal, dass einem ein wenig Energie fehlt“, sagt Assaf, bei Sprints oder Zweikämpfen. „Aber ich persönlich habe eigentlich keine Probleme. Das ist aber bei jedem anders.“
Zeitpunkt des Fastenmonats ist für Sportler günstig
In diesem Jahr geht der Fastenmonat vom 10. März bis zum 10. April. Der Ramadan begann mit dem Erscheinen der Neumond-Sichel. Die Zeiten des Ramadans werden nach dem islamischen Kalender berechnet und variieren daher. „Wenn es in den Sommermonaten ist, kann es als Sportler schon hart sein“, sagt Assaf. Dann sind die Tage lang. Muslime fasten zwischen Sonnenaufgang und -untergang. Aktuell geht die Sonne nach 6 Uhr auf und vor 19 Uhr unter.
Im Ramadan reinigen die Muslime Herz und Seele, verkürzt ausgedrückt. Hadi Assafs Eltern kommen aus Libanon, er ist in Stade geboren. Der 19-Jährige praktiziert den Ramadan seit seinem zehnten Lebensjahr. „Man fängt damit an, wenn man sich persönlich dafür bereit fühlt“, sagt Assaf. Grundsätzlich sind Kinder, Alte, Kranke, Schwangere, Reisende und Soldaten im Einsatz von der Fastenzeit ausgeschlossen.
Sportler nicht. Das kann natürlich gesundheitliche Folgen haben. Sportmediziner betonen, dass der Verzicht auf Essen an sich gut verkraftbar ist. Gefährlich kann es werden, wenn es durchs Schwitzen zu einem Mangel an Elektrolyten (Natrium, Magnesium, Kalium, Kalzium) kommt. Dies kann zu muskulären und Herz-Kreislauf-Problemen führen. Daher muss vor dem Sonnenaufgang schon genug getrunken werden. Die Sportmediziner empfehlen, Trainingszeiten anzupassen.
Hadi Assaf glaubt noch fest an den Klassenerhalt
Beim jetzigen Ramadan stößt Assaf nicht an seine Grenzen. Wenn die Stader unter der Woche trainieren, war schon Sonnenuntergang. „Meistens esse ich vorher schon etwas Leichtes wie Nüsse und Bananen“, sagt Assaf. Er geht früh schlafen und steht gegen 4 Uhr auf.
Vor dem Sonnenaufgang genehmigt er sich in der Regel „eine große Mahlzeit“. Die libanesische Küche sei sehr gut. Er hat viele Lieblingsgerichte. Am liebsten mag er aber Pastagerichte. Das passt, geben Nudeln einem Sportler bekanntermaßen anhaltende Energie.
Im vergangenen Jahr wurde Hadi Assaf zu einem dreitägigen Lehrgang der libanesischen U21-Nationalmannschaft eingeladen. Insgesamt blieb er zwei Wochen in dem Heimatland seines Vaters. Seine Mutter kam schon als Dreijährige nach Deutschland. „In den letzten Jahren waren wir aber nicht mehr regelmäßig auf Familienbesuch“, sagt Assaf, da die politische Situation nicht mehr die sicherste sei.
Ab den 10. April kann Assaf wieder all seine Lieblingsgerichte genießen und ohne Einschränkungen den Endspurt im Abstiegskampf angehen. „Ich gehe davon aus, dass wir es noch schaffen, wir können es noch rumreißen“, sagt er bezüglich es Klassenerhalts.
Am Donnerstag empfängt der VfL den Tabellenletzten FC Cuxhaven. Anpfiff 20 Uhr. Hadi Assaf wird gestärkt den Pflichtsieg angehen können.
Quelle: Stader Tageblatt / Fotos: Jörg Struwe