Im wichtigsten Spiel der Bezirksliga-Saison legt Lara Scheider ihr Meisterstück ab. Die Kapitänin des VfL Güldenstern Stade ist das Gesicht einer großen Erfolgsgeschichte – und Fußballerin der Woche.
Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um zwei nach vorne gehen zu können: Vor fast einem Jahr entschieden sich die Fußballerinnen des VfL Güldenstern Stade für einen freiwilligen Verzicht und zogen sich aus der Landesliga zurück. Da acht Spielerinnen nicht mehr zur Verfügung standen, sahen die Verantwortlichen zu viele Fragezeichen. In der Bezirksliga sollte es einen Neustart und mittelfristig den Wiederaufstieg geben – dieser kommt nun schneller als gedacht.
Güldensterns Fußballfrauen schaffen Wiederaufstieg in Fußball-Landeslliga
Nach nur einer Saison und einem Herzschlagfinale ist der VfL zurück. „In der Hinrunde hat es noch an einigen Stellen gehapert“, so Teammanagerin Doris Dammann. Dann sei aber etwas Großes zusammengewachsen. „Wir haben nur von Spiel zu Spiel gedacht, das Selbstbewusstsein wurde stärker und es entwickelte sich bei den Spielerinnen ein großes Selbstverständnis“, erzählt Dammann. Güldenstern Stade holte in der Rückserie neun Siege aus zehn Spielen.
Am letzten Spieltag hatte der VfL als Zweiter drei Punkte Rückstand auf Spitzenreiter TSV Apensen, aber die bessere Tordifferenz. Ein Erfolg im Gipfeltreffen würde reichen, um die Plätze zu tauschen.
Jetzt sind Spielerinnen gefragt, die vorangehen, dem Druck standhalten und ihr Team führen. Lara Scheider ist wie für solche Situationen gemacht. „Sie hat den Charakter, um abzuliefern, wenn es am wichtigsten ist. Ich habe sie noch nie so gut gesehen“, schwärmt Trainer Eric Weiher über seine Kapitänin, die ihre Rolle voll ausfüllt. Dabei interpretiert sie ihr Amt anders als viele andere. Die 21-Jährige ist auf dem Platz ruhig. „Lara führt durch Handeln“, so Weiher. Die angehende Bankkauffrau strahlt durch ihre Ballsicherheit und ihr Spielverständnis Ruhe aus.
Gegen Apensen organisiert sie das Spiel und schaltet sich in den Angriff ein. Scheider steuert zwei Treffer zum 3:1-Erfolg bei. Es sind ihre Saisontore zehn und elf. „Ich bin nach den Toren aus dem Grinsen nicht mehr herausgekommen. Das war pure Freude, je mehr wir gemerkt haben, dass wir hier eine krasse Überraschung schaffen“, so Scheider, die als Vierjährige mit dem Fußball anfängt. Damals in Wischhafen. Sie stand vier Mal die Woche auf dem Fußballplatz, darunter auch in der Sportschule des NFV.
Seit 2011 läuft sie für Stade auf – ab nächster Saison dann wieder in der Landesliga. Dort traut sie ihrem Team eine gute Rolle zu. Denn im jungen Kader steckt neben Potenzial auch reichlich Erfahrung. Talente wie die 19-jährigen Lea Schuback gehören zu den Leistungsträgerinnen und kennen die Landesliga. Gestandene Spielerinnen wie Lisa Meyer, Caroline Hübner und Anne Vogt sorgen für die nötige Balance.
Wie der VfL Güldenstern Stade mit dem Frauenfußball plant
Zudem nutzt der VfL Güldenstern Stade den Schritt in die Bezirksliga, um in Ruhe an seiner einstigen Achillesferse zu arbeiten: der Defensive. In der Rückserie kassierte Stade nur vier Gegentore. Einen großen Anteil daran hatte Trainer Weiher. Er übernahm im Spätherbst 2021 von Yannick Stopp, der aus beruflichen Gründen fortan als Co-Trainer fungierte. „Wir konnten uns fußballerisch weiterentwickeln und können besser kontrollieren, wie das Spiel ausgeht“, sagt Weiher. „Die vielen Unterbrechungen im Training waren erst gewöhnungsbedürftig“, sagt Scheider.
Die „coole Art von Eric“ beeindruckte aber und die Spielerinnen merkten schnell, welch neue Möglichkeiten ihnen der Trainer mit seiner Akribie aufzeigte. Als Coach dem Team das Gefühl geben zu wollen, etwas gemeinsam erarbeiten zu können, bringe nichts, wenn sich Spielerinnen darauf nicht einlassen wollen. Aber an Lust, Leidenschaft und der Gier, sich zu verbessern, scheint es in Stade nicht zu mangeln. Der Gewinn der Meisterschaft war nicht planbar, aber ist dennoch kein Zufall – auch dank der stillen Spielführerin Scheider.
Lara Scheider, was war Ihr schönstes Erlebnis auf dem Fußballplatz?
Der Aufstieg in die Landesliga, der eine große Belohnung ist. Das war als Spielerin und als Team die beste Saison.
Was war Ihr schlimmstes Erlebnis auf dem Fußballplatz?
Unser Relegationsspiel für die Landesliga in der Saison 2017/18. Wir haben gegen den TuS Bröckel 3:1 geführt und 3:5 verloren.
Wer ist Ihr Vorbild?
Ich schaue zu meinen Eltern auf und bin sehr dankbar, wie sie mich immer unterstützen.
Quelle: Stader Tageblatt / von Lars Wertgen