Der VfL Güldenstern Stade wird Kooperationsverein des Hamburger SV. Treibende Kraft solcher Kooperationen ist HSV-Legende Horst Hrubesch. Er setzt bei den Kindern vor allem auf den Spaßfaktor.
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Horst Hrubesch, HSV-Legende und lange erfolgreicher Nachwuchstrainer beim DFB, ist seit 2020 Direktor Nachwuchs beim Hamburger SV. Der 71-Jährige will Erfolg. Dafür forciert er neue und andere Herangehensweisen. Bei der Kooperationsvorstellung macht Hrubesch unmissverständlich deutlich, dass ihm das Wohl der Kinder bei der schwierigen Suche nach zukünftigen Profis am wichtigsten ist.
Kinder sollen in ihrem Umfeld bleiben
„Die Kinder müssen Spaß am Fußball haben und sollen nicht im Auto sitzen“, sagt Hrubesch. Deshalb forciere er den Ausbau des Netzwerkes über die Kooperationsvereine, sieben sind es derzeit. „Die Kinder sollen in ihrem Umfeld bleiben, in der Region“, sagt Hrubesch. Busse habe der HSV genügend, erwähnt er süffisant, es mache aber keinen Sinn, die jungen Talente nach Norderstedt zu kutschieren, wo der HSV seine jüngsten Jahrgänge ausbildet, ehe die vielversprechendsten ab der U 16 im HSV-Campus landen.
Horst Hrubesch hat „20 Jahre DFB hinter sich“, wie er sagt, und er macht deutlich, dass er von der Praxis der Nachwuchsleistungszentren (NLZ) der Fußball-Bundesligisten wenig hält. „Da haben die Kinder täglich gezieltes Training, sie werden zum Fußball gezwungen“, sagt er. Hrubesch sagt, die „Jungs“ können sich in ihrem heimischen Umfeld besser entwickeln. Er betont auch, dass „wir viel mehr Spieler brauchen, die Verantwortung übernehmen“. Dies lernen Talente in ihren Heimatvereinen mehr, da sie dort viel mehr Verantwortung bekommen. „Ich glaube absolut an das Potenzial dieser Geschichte“, sagt Hrubesch bezüglich dieser Herangehensweise. Stichwort Verantwortung: Weil sich die Nachwuchsspieler in der Regionalligamannschaft zu sehr hinter den älteren Führungsspielern versteckt hätten, zog Hrubesch die U 19-Spieler hoch. Es habe eine Weile gedauert, aber der jetzige Erfolg in der Regionalliga gebe ihm Recht.
Was er beim HSV auch eingeführt hat, ist, dass ein Trainer eine Mannschaft über drei Jahre begleitet. „Es muss ein Verhältnis aufgebaut werden, die Kinder haben in ihrer Entwicklung immer mal Hänger.“ Es sei kontraproduktiv, wenn jede Saison ein neuer Trainer kommt, mit neuen Ideen und die Spieler sich immer wieder neu beweisen müssten. Eine unnötige Drucksituation.
HSV kündigt Vertrag mit Buxtehuder Verein
Der VfL Güldenstern Stade löst zum 1. Juli praktisch den JFV Buxtehude des TSV Eintracht Immenbeck und der VSV Hedendorf/Neukloster als Kooperationspartner im Landkreis Stade ab. Michael Rump, heute Trainer der Eintracht, hatte 2015 den TSV zum Kooperationsverein gemacht und als erster JFV-Vorsitzender den Vertrag auf den gegründeten Jugendförderverein überschreiben lassen. Diesen hat der HSV zum 30. Juni gekündigt. Das sei unter anderem begründet mit dem Standort, wie Sebastian Schmidt, sportlicher Leiter Grundlagen- und Aufbaubereich beim HSV, sagt. Der HSV sei bis in den Süden Hamburgs bestens vernetzt. Der Kinderperspektivkader der Jahrgänge U 9 bis U 11, der beim JFV Buxtehude beheimatet war, wandert nach Buchholz. „Das Miteinander hätte besser sein können“, sagt Rump über seine Zeit, man habe viel nachhaken müssen, da eine Aktivität des HSV kaum da gewesen sei. Rump betont aber, dass der TSV Eintracht Immenbeck profitiert hat. Die Young Talents Days waren erfolgreich, für die internationalen Turniere auf der Brune Naht konnte der TSV als HSV-Partner „ganz anders auf dem Markt auftreten“. „Und wir hatten guten Zugriff auf Testspiele“, so Rump. Trainer hätten die Chance, beim HSV zu hospitieren.
Unter Hrubesch scheinen die Kooperationen deutlich intensiver geführt zu werden. „Ich treibe das ja an“, sagt Hrubesch bezüglich der „Netzwerkerweiterung“. Schmidt und Maximilian Franke, HSV-Leiter Regionalscouting, betonen, dass sie „proaktiv sind“. Drei, vier Großveranstaltungen wie den Young Talents Day für die Jahrgänge U 9 bis U 11 oder Talenttage für die Jahrgänge U 11 bis U 13 wird es beim VfL Güldenstern Stade geben. Teilnehmen dürfen alle Spieler aus der Region, nicht nur die VfL-Spieler. Es wird Talentkader und Perspektivmannschaften geben. „Die Spieler können sich in einer Dauerschleife präsentieren“, sagt Schmidt. Martin Bube, Jugendkoordinator beim VfL und seit elf Jahren bei der HSV-Fußballschule, sagt, dass die vielen möglichen Fortbildungsmaßnahmen von den Trainern und Betreuern auch wahrgenommen werden müssten. Hrubesch findet, dass der VfL Güldenstern Stade im Vergleich mit anderen Partnern „richtig gut aufgestellt ist“. Und er sagt: „Wir müssen alle noch besser werden.“
Zur Person
Der 71-jährige Horst Hrubesch ist eine HSV-Legende. Der Stürmer, auch Kopfballungeheuer genannt, erzielte in 224 Spielen 136 Tore (auch für RW Essen und Dortmund). Mit dem HSV wurde Hrubesch 1979, 1982 und 1983 Deutscher Meister, zudem gewann er 1983 auch den Europapokal der Landesmeister (die heutige Champions League). Mit der Nationalmannschaft wurde Hrubesch 1980 Europameister und 1982 Vize-Weltmeister. Hrubesch war von 2000 bis 2016 erfolgreicher Nachwuchstrainer beim DFB. Er wurde unter anderem mit der U19- und U21-Nationalmannschaft Europameister und gewann mit der Olympiaauswahl die Silbermedaille. 2017 übernahm er übergangsweise den Posten des DFB-Sportdirektors. 2020 kehrte Hrubesch zurück zum Hamburger SV und ist verantwortlich für das Nachwuchsleistungszentrum.
Quelle: Stader Tageblatt / von Jan Bröhan / Fotos: Jörg Struwe