Einst waren sie sich nicht grün. Heute arbeiten der VfL Güldenstern Stade und D/A zusammen. Die Clubs bilden Fußballer aus. Das ist das Konzept für den „JFV D/A & Stade“.
Drochtersen. Es herrschten einmal frostige Zeiten. Sticheleien, Nickligkeiten, brisante Derbys zwischen Stade und D/A. „Die Zeiten ändern sich“, sagt der Jugendtrainer des VfL Güldenstern Stade, Ingo Dammann. „Es ist eine neue Zeit angebrochen“, sagt D/A-Präsident Rigo Gooßen. Am Donnerstag sitzen Vertreter beider Vereine bei einer Pressekonferenz im Kehdinger Stadion in Drochtersen und finalisieren gemeinsame Pläne.
In den vergangenen Monaten nahmen diese Pläne Formen an. Heute sind sie fast ausgereift. Kleinigkeiten und Formalien müssen die Stammvereine SV Drochtersen/Assel und VfL Güldenstern Stade noch klären, bevor sie in der Saison 2025/2026 mit dem Jugendförderverein JFV D/A & Stade an den Start gehen.
Stammvereine müssen JFV-Gründung zustimmen
Die D/A-Mitglieder fassen den nötigen Beschluss im Januar, die Stader Sportler stimmen bei der Gesamt-Mitgliederversammlung im März ab. Erst dann kann der JFV gegründet werden. Ingo Dammann soll beim JFV den Posten des Präsidenten übernehmen. Sören Behrmann, heute Sportdirektor bei D/A, könnte sein Vize werden.
„Es wird immer schwieriger, als ein Verein allein Kinder und Jugendliche zu gewinnen. Uns beiden ist daran gelegen, an Leistungsstärke zuzulegen“, sagt Rigo Gooßen. „In Stade sind uns viele Talente abhanden gekommen. Das wollen wir ändern“, sagt Ingo Dammann.
Strategisch seien Drochtersen und Stade sehr gut gelegen. Dennis Drechsel, Jugendtrainer in Stade, hält die Partnerschaft für ein „gutes Geschäft“, weil beide Vereine profitierten.
Talente haben die Perspektive Regionalliga
Es besteht kaum Zweifel, dass die erste Drochterser Männermannschaft in der Regionalliga Nord die größte Strahlkraft besitzt. D/A II spielt derzeit in der Landesliga. Die Männer des VfL Güldenstern Stade wollen als aktueller Spitzenreiter der Bezirksliga in die Landesliga aufsteigen. Beide Stammvereine verfügen demnach über reichlich Perspektive für den Nachwuchs.
Grundsätzlich sollen die Stammvereine den Erstzugriff auf die Talente erhalten, die aus dem Jugendalter herausgewachsen sind. Allerdings werden sich die Verantwortlichen laut Ingo Dammann „rechtzeitig zusammensetzen“ und die Zukunft der Talente „auf Augenhöhe diskutieren“.
Im Kern geht es um die fußballerische Ausbildung von mehr als 1000 Kindern und Jugendlichen. Derzeit sind bei D/A 360 junge Fußballer organisiert, beim VfL Güldenstern Stade 680. Der künftige JFV will sich ab kommenden Sommer um die leistungsorientierten ersten Mannschaften von der U13 bis zur U19 kümmern.
JFV startet mit Glück in der Niedersachsenliga
Maximal sieben Mannschaften werden unter dem Namen JFV D/A & Stade in der nächsten Saison an den Start gehen. Einige Teams davon spielen heute für Stade oder Drochtersen in der Landesliga und peilen den Sprung in die Niedersachsenliga oder die vergleichbare Verbandsliga an.
„Wir können etwas Großes daraus machen“, sagt Rigo Gooßen. Ingo Dammann hält es für möglich, dass der JFV „schnell viel erreichen kann mit diesem ganzen Paket“. Zu dem Paket gehören neben den Fußballern selbst der Trainer- und Betreuerstab, die Philosophie, die Infrastruktur und die wirtschaftliche Kraft.
Mit der Kooperation zwischen Stade und D/A bekommen etablierte Jugendfördervereine wie A/O/B/H/H durchaus Konkurrenz. „Aber wir machen das nicht gegen einen anderen Verein, sondern für uns“, sagt Rigo Gooßen.
Jagemann und Bendler sind sportliche Leiter
Beide Clubs schicken ihre erfahrensten Trainer in den Trainerpool des künftigen JFV. A-Lizenz-Inhaber Lars Jagemann von D/A und B-Lizenz-Inhaber Lutz Bendler aus Stade übernehmen die sportliche Leitung. Es ist angedacht, dass Drochterser Regionalligaspieler Patenschaften für die talentiertesten Kicker übernehmen.
Jagemann und Bendler agieren dabei paritätisch. Sie haben die Hand auf allen Teams, schauen, wie es beim Training läuft und „wie wir die Spieler maximal fördern und fordern können“, sagt Jagemann.
Ingo Dammann kritisiert indirekt das Gebaren von Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten. „Wir dürfen die Jungs nicht zu früh unter Druck setzen“, sagt er. Der JFV wolle aufzeigen, dass Talente auch vor ihrer Haustür hochklassig und erfolgreich spielen könnten.
Die laufende Kooperation der Stader mit dem HSV bleibt von der Neugründung des JFV unberührt. „Sie wird weiterlaufen“, sagt Ingo Dammann. Zentrale Bausteine der Zusammenarbeit sind Trainingseinheiten mit Ex-Profis, ein monatliches Training beim HSV in Hamburg und Leistungsvergleiche mit HSV-Jugendteams.
JFV legt Wert auf Kraft, Athletik und Charakter
Das Credo des JFV, „Leistung, Lust und Leidenschaft“, sagt viel über dessen Philosophie. „Die Ausbildung muss eine andere Qualität haben, als die, die allgemein gelehrt wird“, sagt Rigo Gooßen.
Vertreter beider Vereine sparen nicht mit Kritik an den Verbänden. Sie halten Wettbewerbscharakter und den Umgang mit Siegen und Niederlagen schon im jungen Alter für essenziell. Entsprechend legen sie im Training Wert auf Kraft und Athletik und im Zwischenmenschlichen auf Charakterstärke und soziale Werte.
Infrastrukturell sei der künftige JFV gut aufgestellt mit den Sportanlagen in Stade und Drochtersen, sagen die Vereinsvertreter. Die neue „D/Arena“ mit dem Leistungszentrum und der Physiotherapie sollen die jungen Fußballer ebenso nutzen.
In der Regel soll das Training dort stattfinden, wo die meisten Spieler einer Mannschaft leben. Die Vereine stellen einen Fahrdienst auf die Beine.
Das alles kostet Geld. Über Finanzielles reden die Vereinsvertreter bei der Pressekonferenz nur bedingt. Die Stammvereine finanzieren den JFV, hinzu kommt das Geld von Sponsoren wie der Volksbank. Ingo Dammann schätzt, dass ein sechsstelliges Budget nötig sein wird.
Quelle: Stader Tageblatt von Daniel Berlin