Die Gefühlswelten könnten verschiedener nicht sein: Während die Harsefelder im Kreis tanzten und laut „Derbysieger“ skandierten, sprach ein konsternierter Jörn Augustin zu seinen Spielern, die fast schon entgeistert selbst regungslos in einem Kreis um ihren Trainer standen und seinen Worten lauschten.
Mit dem 0:3 ist dem VfL nicht nur das Derby, sondern auch das vierte Spiel in Folge verloren gegangen. „Wir haben den Kampf und das Derby überhaupt nicht angenommen“, sagt Augustin. Der Frust über die Leistung seines Teams ist ihm anzumerken. Nach dem Spiel tauschen Augustin, Co-Trainer Carsten Junge und Mannschaftskapitän noch „ernste Worte“ aus. „So kann es nicht weitergehen. Das ist kein guter Trend“, sagt Augustin.
Harsefeld kombiniert zweimal stark – Stade kommt nicht ins Spiel
Das Unheil nimmt für den VfL schnell seinen Lauf. Nach traumhafter Kombination über die rechte Seite legt Dennis Osuch in den Sechzehner zu Pascal Schawaller ab. Der nimmt den Ball an und schweißt ihn ansatzlos in den rechten oberen Torwinkel – das 0:1 in der 6. Spielminute.
Nur zwei Minuten später laden die Stader den TuDer TuS Harsefeld hat eine Reatkion auf die derbe Niederlage der Vorwoche gezeigt und das Derby beim VfL Güldenstern Stade 3:0 gewonnen. Auf die Stader wartet nach der vierten Niederlage in Folge und einem blassen Auftritt einiges an Arbeit.S in Person von Dorian Balla dann zum 0:2 ein seinen Torwart Finn-Jonas Suhr nach einer Flanke aus dem Spiel nimmt. Er bügelt seinen Fehler aber in höchster Not auf der Linie aus.
In der Folge findet das Spiel zumeist im Mittelfeld statt. Während der VfL meist erfolglos auf lange Bälle setzt, versuchen es die Gäste mit schnellem Passspiel. Nach 22 Minuten kombinieren sich die Harsefelder auf der linken Seite über ihren Kapitän Sören Meyer durch. Der findet zentral Lukas Brünjes, der den rechts Mitgelaufenen Justin Schefer mitnimmt. Am Ende landet der Ball in der Mitte bei Dennis Osuch. Seinen Linksschuss in die Kurze Ecke kann Suhr nicht abwehren – 0:2.
Überlegene Gäste frustieren den VfL
„Taktisch haben wir gar nicht viel umgestellt“, sagt TuS Trainer Julian Geils. Ein gewagter Ansatz, bedenkt man die 0:8-Klatsche gegen den FC Verden aus der Vorwoche. „Wir haben uns die Aufnahmen am Dienstag zusammen angeschaut. Mir war wichtig, dass die Jungs Veratnwortung übernehmen“, sagt Geils.
Die vier Änderungen in seiner Startelf (Harms, Brünjes, Schefer und Schawaller für Tomelzick, Meinke, Bondombe Simba und Kraßmann) zeigten Wirkung. Denn auch nach dem zweiten Tor war Harsefeld die bessere Mannschaft, Stade war sichtlich getroffen und jetzt noch weiter von seinen Gegenspielern entfernt.
Bei den Hausherren machte sich nach einer halben Stunde statt positiver Derbystimmung hörbar Frust breit. Als Stade einen Harsefelder Konter mit Mühe und Not zu einer Ecke verteidigt, ruft ein Stader: „Was ist denn los, Leute?“ – Eine berechtigte Frage. Kurz vor der Pause dann der erste gefährliche Abschluss: Einen Freistoß aus 25 Metern bringt Luca Dammann als Flatterball auf das Tor. Mauritz Fehtke muss abklatschen lassen, sichert den Ball aber mit Mühe im Nachfassen – Halbzeit.
Stade nur noch zu zehnt – und offensiv weiterhin abgemeldet
Mit zwei Wechseln will Jörn Augustin die Wende in Halbzeit Zwei einleiten, doch Dorian Balla macht die Pläne von einer Aufholjagd schnell zunichte: Bei einem Konter trifft er Nico Osuch klar am Fuß, kassiert die Gelb-Rote Karte.
In Unterzahl kann der VfL zwar etwas besser mithalten, bleibt offensiv allerdings weiterhin ohne jede Torchance. Den Gästen unterlaufen derweil zunehmend Leichtsinnsfehler im Aufbauspiel, die ungestraft bleiben sollten. Es dauert bis zur 68. Minute, bis die Zuschauer wieder einen vernünftigen Angriff sehen. Einen wuchtigen Distanzschuss von Nico Osuch pariert Suhr klasse – allerdings landet die Parade auf dem Kopf des eingewechselten Kraßmann, der nur noch zum 0:3 einköpfen muss.
Damit ist der Stader Widerstand gebrochen. In der Folge gibt es noch zwei Großchancen für den TuS. Schefer und Kraßmann vergeben aber beide kläglich. Bezeichnender Höhepunkt für die Vorstellung des VfL: Eine Ecke von rechts segelt, wie schon eine Flanke kurz zuvor, in hohem Bogen über Freund und Feind hinweg ins linke Seitenaus.
Augustin kündigt Veränderungen an – Geils ist zufrieden
„Jetzt stehe ich als Trainer in der Pflicht“, sagt Augustin. Taktisch und personell seien Veränderungen eine notwendige Maßnahme. „Wir brauchen schnellstmöglich ein Erfolgserlebnis und müssen diesen Trend stoppen“, sagt Augustin. Ein stückweit fehle vielleicht auch die individuelle Qualität, so Augustin. Sein Gegenbüber Julian Geils gab sich zufrieden, sah dennoch Luft nach Oben: „Beim Spielaufbau können unsere Sechser sich noch öfter nach vorne aufdrehen. Grade dann sind wir heute gefährlich geworden“, sagt Geils
Die nächsten Spiele:
Sa. 28.10., 15.00 Uhr: Lüneburger SK – VfL Güldenstern Stade; Sa. 28.10., 15.30 Uhr: TuS Harsefeld – MTV Soltau