Beim Weihnachtslehrabend der Schiedsrichter im Fußball-Kreis Stade war dieses Mal etwas anders. Normalerweise ist es so, dass Vereine, die zu wenige Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter stellen, eine Geldstrafe zahlen müssen. Das sollte sich ändern.
Die Strafregel war dem Schiedsrichterausschuss schon lange „ein Dorn im Auge“, denn im Gegenzug seien Vereine, die überdurchschnittliche Schiedsrichter-Arbeit leisten, nicht belohnt worden.
Beim Weihnachtslehrabend in Hollern-Twielenfleth zeichnete der Ausschuss zum ersten Mal jene Vereine mit hochwertigen Fußbällen samt Taschen aus, die einen Schiedsrichter-Überhang in der Saison 2021/22 hatten. Und das waren gleich fünf Vereine. Zum Vergleich: In den Spielzeiten vor Corona gab es sieben bis acht Vereine mit einem Überhang.
Ein Überhang ergibt sich dadurch, dass ein Verein mehr Unparteiische stellt als vom Kreisverband gefordert. Vereinfacht ausgedrückt: Pro Mannschaft muss ein Verein eine Schiedsrichterin oder einen Schiedsrichter vorweisen. Hat ein Verein beispielsweise ein Herren-, ein Frauen- und ein A-Jugend-Team, muss ein Soll von drei Schiedsrichtern erfüllt werden. Ein Ü50- oder ein F-Jugend-Team zum Beispiel werden nicht angerechnet, da für deren Partien keine externen Schiedsrichter angesetzt werden.
Mu/Ku stellt sieben Schiris
Sieger des Rankings wurde der FC Mulsum/Kutenholz, der eigentlich nur fünf Unparteiische gebraucht hätte, letztlich aber mit Tobias Engelhardt, Klaus-Heiner Gerken, Tom-Lucas Grube, Marvin Gudd, Marcus Hauschild, Ralf Schmachtel und Daniel Witt über zwei zusätzliche Schiris verfügte. Mu/Ku-Schiedsrichter-Obmann Marvin Gudd nahm den Preis vor mehr als 100 Gästen im Hollerner Hof entgegen.
Der SV Ottensen hatte ebenfalls einen Überhang von zwei Schiedsrichtern. Mit Dennis Eurig, Jan Hardekopf, Bent und Erik Jablonski, Ralf Peikert und Michel Steffens gab es sechs Schiris, die auf mindestens zehn Spiele und vier Fortbildungen kamen. Peikert nahm die Bälle entgegen.
Der Deinster SV hatte – obwohl alle Jugendteams der JSG Geest über Deinste laufen – einen Überhang von einem Schiri. Mit Roland Aue, Jan Cordes, Finn-Luca Grantz, Casper Litfin, Frank Sandmann, Jente Sick und Tom Siol gab es sieben Schiedsrichter, die die Mindestvoraussetzungen erfüllten.
Der VfL Fredenbeck, der in der letzten Saison noch unter dem Namen FC Fredenbeck spielte, hatte ebenfalls einen Überhang. Zwar gab es nur eine Herren-Mannschaft in der 2. Kreisklasse, aber mit Niyazi Incilii und Olaf Madsen zwei Schiedsrichter, die den Fredenbeckern angerechnet wurden.
Ferhat Hansu leitet 40 Spiele
Dem Dollerner SC wurde keine eigene Mannschaft angerechnet, und dennoch hat Ferhat Hansu in der vergangenen Saison knapp 40 Spiele für den Club geleitet. Mittlerweile pfeift Hansu für einen anderen Verein.
Wie wichtig der Einsatz der Unparteiischen ist, betonte Marcel Baack, der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses, bei seiner Rede. In der aktuellen Hinrunde, sagte er, seien alle Spiele besetzt worden. Baack bedankte sich bei den „Vielpfeifern“, die mehrere Spiele am Wochenende oder sogar am Tag gepfiffen hätten und immer wieder kurzfristig eingesprungen seien. Und er dankte auch den Schiedsrichtern, die aus zeitlichen Gründen nur vier, fünf Spiele geleitet hätten.
Schlusslicht des Rankings war in der Saison 2021/22 der JFV A/O/B/H/H. Der Jugendförderverein konnte keinen einzigen der neun geforderten Schiedsrichter stellen. Ein Sonderfall, da die JFV-Schiedsrichter ihren Stammvereinen zugerechnet werden. Dem TSV Apensen und der SV Drochtersen/Assel fehlten acht Schiedsrichter, der Ahlerstedt/Ottendorf und dem VfL Güldenstern Stade jeweils sieben.
D/A zahlt 300 Euro für jeden fehlenden Schiedsrichter
Die Höhe der Geldstrafe orientiert sich an der höchstspielenden Seniorenmannschaft des jeweiligen Vereins. Das heißt, der TSV Apensen (Bezirksliga) muss dem NFV-Kreis Stade 200 Euro pro fehlendem Schiedsrichter zahlen, die SV Drochtersen/Assel (Regionalliga) 300 Euro.
Für Vereine, die höchstens auf Kreisebene spielen, werden 125 Euro fällig. Das Geld, sagt Baack, fließe in verschiedene Projekte im NFV-Kreis Stade, unter anderem in die Aus- und Fortbildung der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter.
Quelle: Stader Tageblatt / von Tim Scholz