Interna sollen Interna bleiben. Deshalb hält sich der Teammanager des VfL Güldenstern Stade, Dirk Dammann, auch dezent zurück, wenn es um die Hintergründe der Trennung von Mittelstürmer Pascal Voigt geht. Dem Stürmer, der seit 2016 für den Stader Club kickt, in 97 Ligaspielen 78 Tore erzielt und 40 Vorlagen gegeben hat. In der erfolgreichen Saison 2017/2018 war Voigt mit 27 Treffern in 28 Spielen maßgeblich am Aufstieg in die Landesliga beteiligt. „Wir hatten ein vernünftiges Gespräch und haben ihm sachlich erklärt, dass wir nicht mehr mit ihm planen“, sagt Dammann über die interne Runde Anfang April.
Der VfL Güldenstern Stade und Voigt seien „sauber auseinandergegangen. „Wir sind dankbar dafür, was er geleistet hat“, sagt Dammann. Mal würden sich Spieler entscheiden, den Verein zu verlassen, mal würde sich der Verein entscheiden, sich von einem Spieler zu trennen. Letzteres käme in der Tat nicht so häufig vor. So weit, so unkonkret. Viel mehr wolle er, Dammann, auch gar nicht mehr zu diesem Thema sagen.
Es wurde Tacheles geredet
Co-Trainer Matthias Quadt gewährt ein bisschen mehr Einblick. „Tacheles“ haben alle geredet. Voigt sei „enttäuscht“ aus der Runde gegangen, die Vereinsverantwortlichen durchaus „traurig“. „Aber die sportliche Auslegung habe nicht gepasst“, sagt Quadt. Deshalb die Trennung. Mit Voigt verlasse ein Alphatier den Verein. Jüngere hätten die Möglichkeit, sich entsprechend zu entwickeln und in diese Rolle hineinzuwachsen. Der Cheftrainer der Mannschaft, Dennis Mandel, der den VfL Güldenstern Stade im letzten Sommer übernommen hatte, war für eine telefonische Stellungnahme nicht zu erreichen.
Pascal Voigt erzählt freilich eine andere Version der Geschichte, die zur Trennung führte. In dieser Version spielt der Charakter des 29-Jährigen eine Schlüsselrolle. „Er ist einer, der anecken kann“, sagt sogar Matthias Quadt. „Einer mit Ecken und Kanten – keine Frage“, sagt Dirk Dammann. „Einer, der noch nie ein Blatt vor den Mund genommen hat“, sagt Voigt über Voigt.
Voigt geriet mit Schiedsrichter aneinander
Der torgefährliche Mittelstürmer und Kapitän des Teams geriet nach einem Punktspiel in der abgebrochenen Saison nach eigenen Aussagen einmal mit dem Schiedsrichter verbal aneinander. Lange nach Abpfiff auf dem Parkplatz der Sportanlage. Im Spielbericht des Schiedsrichters landete die Geschichte offenbar nicht. Aber Voigt erzählt, er sei suspendiert worden und musste die Kapitänsbinde abgeben. Einige Woche habe „Eiszeit“ geherrscht. Dann sei er wieder da gewesen, habe sich vor die Mannschaft gestellt und das Thema geklärt.
Von den sieben Spielen der vergangenen Saison bestritt Voigt nur drei. Dann kamen der Corona-Lockdown, der Winter, die ohnehin spielfreie Zeit und die Zeit, in der Vereine in der Regel das Personalpaket für die nächste Saison schnüren. „Es kam mir schon komisch vor, dass ich als Führungsspieler nicht angesprochen wurde“, sagt Voigt über die Zeit von Januar bis März.
Der Stürmer wollte im Verein bleiben
Als es schließlich zum Gespräch kam, habe Voigt der Vereinsführung signalisiert, dass er „ganz normal weiterspielen möchte, sogar bis zum Karriereende in Stade“. Dafür, dass die Clubchefs ihn nicht mehr im künftigen Kader sahen, wollte der Fußballer einen Grund wissen. Als es angeblich hieß, er passe nicht ins Spielsystem, sei er vom Glauben abgefallen. Wenn die Geschichte so stimmt, klingt sie zumindest befremdlich bei Voigts Torquote seit seiner Vereinszugehörigkeit 2016. Voigt vermutet eher, dass „Spieler, die anecken nicht mehr gefragt sind“.
Voigt macht keinen Hehl daraus, dass er gegenüber dem Schiedsrichter den Mund nicht halten kann, wenn er sich benachteiligt fühlt. Dass er Mitspieler auch mal knackig wachrüttelt, wenn der fünfte Pass nicht ankommt. Dass er sich ablenken lässt von Gegenspielern, die Fokussierung nachlässt, er sich aber selbst aus dem Tief holen will. Dass er mit sich hadert, wenn es nicht läuft. Voigt sagt, dass er es bevorzugt, seinem Gegenüber ehrlich die Meinung zu sagen, wenn etwas nicht passt. „Ich kann nicht verlieren. Ich bin super ehrgeizig. Larifari bringt mich nicht weiter.“
Viele Stationen in der Umgebung
Voigt kam viel herum, bevor er sich dem VfL Güldenstern Stade anschloss. Er spielte für die Jugend des HSV und Altona 93, mehrfach bei Heeslingen, bei Ahlerstedt/Ottendorf und bei der SV Drochtersen/Assel. Jugend-Regionalliga, Landesliga, Oberliga. Das „Projekt Stade“ mit seinem Umfeld, der Sportanlage, dem damaligen Bezirksliga-Team und Martin König als Trainer hatte ihn schließlich gereizt, obwohl er von einem auf den anderen Tag zwei Ligen tiefer spielte. „Ich bin enttäuscht, wie es jetzt vorbeigegangen ist“, sagt Voigt. Besonders traurig mache es ihn, weil die Mitspieler zu Freunden geworden seien.
Jetzt schaut sich Pascal Voigt nach einem neuen Verein um. Nachdem die Trennung vom VfL Güldenstern Stade bekannt wurde, klopften vier, fünf Clubs an. Allesamt aus der Landesliga und der Oberliga. Voigt ist offen für alles nach dem Abgang in Stade. Einem Abgang, dessen wahre Hintergründe wahrscheinlich ein Geheimnis der Protagonisten bleiben. Jedenfalls soll Voigt noch „gebührend verabschiedet“ werden in Stade. Dies kündigte Teammanager Dirk Dammann an. Klingt professionell.
Quelle: Stader Tageblatt / von Daniel Berlin